Mittwoch, 27. Februar 2013

Binge Eating- Episoden: Weitermachen nach einem FA

Wenn du keiner der typischen Bulimiker bist sondern auch Binge Eating- Episoden durchlebst und dich dann gar nicht übergibst, hast du sicherlich schon des öfteren folgende Szenerie erlebt: du wachst auf, am ganzen Körper angeschwollen, weil du am Abend / der Nacht zuvor einen FA hattest.
Ich will dir für diese Situationen ein paar handfeste Tipps geben, die mir selbst geholfen haben, den Tag zu überstehen.

Aufstehen:
Ok, aufstehen klingt nach einer nicht sehr großen Überwindung. Ich z.B. neigte damals aber oft dazu, im Bett zu bleiben und mich von der Schule, dem Studium oder der Arbeit krankzumelden. Was darin endete, dass ich nicht aufstand, den ganzen Tag im Schlafanzug oder Bademantel durch die Wohnung kroch, um irgendwann im Lauf des Tages in den nächsten FA zu stolpern, weil es "eh schon egal war". Mir hat es damals sehr geholfen, mich zu duschen und normal anzuziehen, d.h. keine Jogginghose oder Gammelpullover.

Angenehm kleiden: 
Duschen, hübsch machen, schminken und anziehen. Mit angenehm kleiden meine ich solche Kleidung, die nicht einschnürt, also nicht zu eng ist, aber auch keine Schlabberkleidung. Bei mir war es immer eine Art verhüllender Blazer oder andere mehrlagige Kleidung, ein schönes Tuch, das vom Körper ablenkt. Ich erkläre mir die Wirkung damit, dass diese äußere Ordnung großen Einfluss auf das Empfinden nimmt, und einem selbst den Eindruck vermittelt, etwas bewirken zu können anstatt ausgeliefert zu sein. Es hilft dabei, sich einfach generell besser zu fühlen, als den eigenen Fokus immer auf den aufgeblähten Bauch oder die etwas wabbeligeren Beine zu richten.

Morgendliches Ritual: 
Nach dem Aufstehen koche ich mir normalerweise, noch während ich unter der Dusche stehe, einen Kaffee. Das habe ich auch nach einer FA-Nacht / einem FA-Abend gemacht. Es hilft dabei, mich nicht in einen Ausnahme-/ Krankheitszustand abdriften zu lassen.

Zur Arbeit / Uni / etc. gehen: 
Im Nachhinein würde ich schätzen, dass ich in 95% der Fälle wieder einen FA hatte, wenn ich zuhause geblieben bin. Soviel Zeit, ein ganzer Tag, und dann die negative Erinnerung vom FA am Vortag summiert sich irgendwann zum regelrechten Drang nach einem neuen FA. Das typische "ist ja jetzt eh schon egal" kommt durch, und wenn man zuhause sitzt und sich nicht ablenken kann, hat man fast keine Chance, diesem Drang nicht nachzugeben. Sobald man aber das Haus verlässt und seinem geregelten Tagesgeschäft nachgeht, muss man sich später auch nicht blöd vorkommen, weil man an diesem Tag etwas verpasst hat, blau gemacht hat oder irgendjemanden angelogen hat. So zu tun als ob verbessert auch nicht unbedingt die Laune, ich zumindest kam mir dabei immer ziemlich blöd und unauthentisch vor. Seit ich keine Bulimie mehr habe, bin ich, einmal alle 2 Jahre wirklich so krank, dass ich im Bett bleiben muss. Das nur mal zum Vergleich. Jeden Monat einmal krank zu sein, ist also schon extrem viel.

Essen?!
An dieser Stelle will ich euch nichts vormachen. Ich halte nichts von den üblichen Tipps, "ganz normal weiterzuessen", wenn man einen FA mit sich herumträgt. Der Körper hat viel damit zu tun, die augenommenen Kalorien zu verteilen. Physiologisch ist das recht einfach zu erklären. Nach einem FA ist das Blut voller Nährstoffe. Auch mit ein Grund, warum man beim Aufwachen nach dem FA gelegentlich stärkeres Herzklopfen spürt. Das Blut pulsiert regelrecht, weil es die Nährstoffe durch den Körper pumpen muss. All das hängt natürlich davon ab, wieviel beim FA gegessen wurde. Bei mir waren es immer mehrere Tausend Kalorien. Am ersten Tag nach dem FA habe ich daher meistens viel getrunken und weniger gegessen. Den morgendlichen Kaffee und über den Tag verteilt einfach mehrere Getränke, Wasser, Tee, Saftschorlen, oder was sonst gut schmeckt. Am Nachmittag fühlt man sich dann schon wieder etwas normaler. Wenn es geht, kann man dann abends auch schon wieder Sport machen, was morgens oft wegen der Aufschwemmungen noch gar nicht möglich ist.

Körpergerüche
Ein unangenehmer Part des nächsten Tages sind auch die Körpergerüche- von Schweißattacken bis hin zu Blähungen. Die Schweißattacken sind gut mit Achselpads einzudämmen. Es gibt sie im Drogeriemarkt. Man kann sie sich ins Oberteil kleben und die lästige Schweißflecken verhindern. In jedem Fall sollte man sich jedoch Deo mit einpacken, damit man für spontane Schweißausbrüche gerüstet ist. Man fährt natürlich auch gut mit schweißunabhängiger Kleidung, also am besten schwarze oder weiße Oberteile, bei denen nasse Stellen nicht auffallen. Aber bevor ich unnötig verunsichere, will ich auch gleich entwarnen, denn diese Probleme hat sicherlich nicht jede(r), und wenn, dann verschwinden sie meist im Lauf des Tages.
Wegen der Blähungen möchte ich euch an dieser Stelle keine Tipps geben. Ihr könnt mir aber gern eine vertrauliche Mail an jo@bulimieneindanke schreiben. Ich schicke euch dann den unveröffentlichten Teil dieses Artikels.

Hohe Körpertemperatur
Am Tag nach dem FA kann es sein, dass der Körper seine Temperatur erhöht, um auf diesem Weg überschüssige Kalorien zu verbrennen. Sie werden in Wärme umgewandelt. Wenn man die Möglichkeit hat, ein Fenster zu öffnen, um die Raumtemperatur zu senken, tut man seinem Körper also wirklich etwas gutes. Auch Wasser zu trinken kann hier gut helfen.

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