Samstag, 7. April 2012

Warum jeder die Bulimie besiegen kann

Wie ich hier schonmal ausführlicher beschrieben habe, zeichnen die offiziellen Statistiken kein rosiges Bild, wenn es um die Heilungschancen bei der Bulimie geht. Wie ich dort aber auch schon geschrieben habe, sagen diese Zahlen absolut nichts über den Einzelfall, also über dich aus.
Wenn du wirklich soweit bist und dir sagst, ich will das, ich will endlich meine wahre Persönlichkeit entwickeln. Ich will endlich so werden, wie ich mir das vorstelle und mich nicht auf Ewigkeiten hinter einer Fassade verstecken, dann schaffst du das!
Überleg mal, und mach am besten wirklich eine Liste: Wie würdest du gern sein? Was sind deine Wertvorstellungen? Wo möchtest du beruflich hin? Was willst du in deinem Privatleben erreichen? Willst du einen Partner, Kinder? Möchtest du ein erfülltes Sozialleben? Echte Freunde?
Und dann schau dir das mal genauer an. Kannst du das schaffen, mit Bulimie?
Die Antwort wird "Nein" lauten. Warum? Weil die Bulimie eine Fassade um dich herum gebaut hat, eine Mauer. Eine Mauer zwischen dir und den anderen, aber auch eine Mauer, die dich von deinem wahren Selbst so derartig abtrennt, dass es oft gar nicht mehr möglich ist, zu erkennen, wer man wirklich ist und was man wirklich will.
Darum kann es auch ein bisschen dauern, bis du eine Liste erstellt hast, mit der du wirklich zufrieden bist. Bitte, wirf dein Leben nicht weg. Erkenne, was du willst. Und dann mach, was du willst. Werde du selbst. Das geht nicht mit Bulimie.
Jemand, der vegetieren will wie ein Tier, entscheidet sich für die Bulimie. Und so gegen das Leben.
Jemand, der leben will, gibt die Bulimie auf. Selbst dann, wenn dieser Weg lang und schwer ist, man aber trotzdem immer wieder das Licht am Horizont erahnen kann. Und wo eines Tages klar wird: Das alles hat sich gelohnt. Ich bin endlich bei mir selbst angekommen.
Darum kann jeder, der sich für das Leben entscheidet, die Bulimie loswerden.

Montag, 2. April 2012

Was hilft gegen Fressanfälle?

So, diese Frage aller Fragen hab ich mir jahrelang gestellt. Und ich muss mittlerweile sagen, dass es keine ultimative Antwort darauf gibt und auch nicht geben kann. Die Antwort liegt, wie so oft, bei jedem selbst, und jeder entwickelt andere "Strategien", um sich selbst vor dem großen Fressen abzuhalten.
Wichtig ist zu erkennen, dass kurzfristige "Ablenkungsmanöver" auf Dauer keinen Effekt erzielen. Bei der Bewältigung solcher Situationen ist es daher unabdingbar, tiefer zu graben und sich mit Dingen zu konfrontieren, die manchmal nicht so lustig sind. Den FA als Symptom zu begreifen, ist schon ein erster Anfang.
Oft jedoch ist es so, dass die kurzfristige Verhinderung eines FA den Beginn eines längeren FA-freien Zeitraums markiert. Ich selbst habe festgestellt, dass nach einer halben Stunde "Überbrückung" der Druck schon nachgelassen hat. Daher sind Ablenkungsmanöver durchaus legitim und jeder sollte sich eine kleine Liste mit ca. 5-10 Dingen zurechtlegen, die in solchen Situationen helfen. Mehr dazu auch in meinem Beitrag http://bulimieneindanke.blogspot.de/2010/12/die-sich-verwohnen-liste.html

Hört auf euren Körper, nicht auf die Gesellschaft, nicht auf Moden, nicht auf Ernährungsexperten.

Die letzten 7 Jahre habe ich versucht, ein Gespür für meinen Körper zu entwickeln. Und dabei sind mir viele Dinge aufgefallen, die überhaupt nicht konform gehen mit dem, was in unserer Gesellschaft als "gesunde Ernährung" proklamiert wird. Viele Dinge davon treffen auf mich überhaupt nicht zu und machen mich sogar krank oder bewirken, dass ich lethargisch und träge werde.

Zum Einen ist es der Umgang mit Salz. Bereits nachdem ich ca. 1 Woche konsequent auf Salz verzichtet habe, ist mir aufgefallen, wie schön gesund ich nach dem Aufstehen am Morgen alleine aussehe. Eigentlich habe ich es bewusst wahrgenommen, nachdem ich danach wieder Salz zu mir genommen habe. Ich war aufgeschwemmt, aufgedunsen, ich hab meinen Augen nicht getraut. Eigentlich hatte ich immer gedacht, so würde ich bloß nach einer Kotzsession aussehen. Nein, ok. Wieder was dazugelernt.

Zum Anderen hat mir mein Körper gezeigt, dass ich spät abends generell nichts mehr essen soll. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich ihn jahrelang malträtiert habe und er in der Nacht einfach seine Ruhe will. Ok, mach ich gern. Letztens hab ich wieder aus reinem Gruppenzwang was zu mir genommen zu später Uhrzeit, und zwar ein paar Kekse, nachdem ich spät nachts heimgekommen bin. Und was war am nächsten Morgen? Das Zeug lag wie ein Stein im Magen, einfach nur ein widerliches Gefühl, das ich nicht haben muss. Also werd ich in Zukunft nichts mehr essen so spät am Abend. Aber warum fällt mir das so schwer, bloß weil es andere machen, heißt das doch nicht, dass ich es auch machen muss. Ohje, ich muss auch noch einiges lernen, um mich selber davor zu bewahren, mich schlecht zu fühlen.

Eine andere Sache ist die mit dem Brot. Ich habe tatsächlich, nach 6 oder 7 Jahren mit relativ normalem Essverhalten, immer noch ein Problem damit. Das heißt nicht, dass ich es in mich reinstopfe. Es heißt, dass ich merke, dass ich immer weiter essen könnte bei Brot. Aber warum ist das so? Eigentlich ist Brot doch in unserer Gesellschaft ein Hauptnahrungsmittel.
Schon in den späten 70er Jahren haben Wissenschaftler opiumähnliche Substanzen in Brot und anderen stärkehaltigen Lebensmitteln (Pasta, Pizza, Teigwaren) entdeckt. Sie wirken daher wie Suchtmittel. Die Stoffen heißen "Beta-Carboline" und "opioide Peptide". (Journal Biol. Chemie, April 1979, Vol 254 (7): 2446 - 9)

Ich habe für mich entschieden, dass Brot nicht geeignet für mich ist. Es befriedigt mich nicht, sondern löst vielmehr eine Gier nach mehr aus, eine Gier, die ich nur durch den Gebrauch meines Verstands stoppen kann. Und dafür soll Essen meiner Meinung nach nicht genutzt werden, um sich selber zu "testen"; ob man dem Drang widersteht. Essen soll ein Genuss sein, keine Selbstkasteiung. Kein Gang auf Messers Schneide. Die Konsequenz für mich ist, den Konsum von Brot drastisch einzuschränken.
Es gibt noch weitere Bereiche, in denen ich nicht konform mit der gesellschaftlich akzeptierten Meinung zu Ernährung gehe.

Jeder sollte selber herausfinden, was ihm guttut, und sich auf gar keinen Fall auf irgendwelche "Tipps" von Experten verlassen. Lernen, die Signale des eigenen Körpers zu verstehen, sensibel zu werden und darauf zu reagieren, ist meiner Meinung der wichtigste Schritt im Hinblick auf gesundes Essen, wenn es um die Heilung von Bulimie geht.