Donnerstag, 20. Januar 2011

Wie uns ein Hamburger in die Fressfalle lockt

Udo Pollmer, Lebensmittelchemiker und Autor vieler lesenswerter Bücher, im Gespräch mit Bayern2 Radiowissen (hier zum Anhören):
"Bei den Hamburgern spielt auch die Speichelflussregulation eine ganz wichtige Rolle. Das Brötchen, diese Softroll, saugt den Speichel auf, und man kann das auch ausprobieren, indem man mal so einen Hamburger zerlegt, also die Soße dann auch entfernt von dem Brötchen (...) Das geht auch relativ einfach, weil das so designt ist, dass die Soße da nicht richtig durchsuppen kann. Und dann nimmt man mal dieses Brötchen und versucht das zu essen. Das kann man auch mit richtigen Hamburgerfans machen. Und das ist nicht möglich, normalerweise, so viel Speichel zu erzeugen, um das runter zu bekommen, also man hat irgendwann einen Klumpen im Mund. Dann muss man was trinken, sonst gehts nicht weiter. Und dann kann man mal die Soße probieren, die hat ein extrem intensives Aroma. Der Trick ist nun der, dass die Softroll, dieses Brötchen außenrum, die Aufgabe hat, den Speichel aufzusaugen. Und die süßsaure Soße, die beim Kauen hervortritt, zieht neuen Speichel. Wenn man geschluckt hat, hat der Speichelfluss nicht aufgehört. Und das ist der Grund, warum die Kids, wenn sie mal so einen Hamburger verdrückt haben, locker noch einen weiteren essen könnten, weil sie noch Speichelfluss haben. Wenn man sie dann 20 Minuten später fragt, da hat der Speichelfluss aufgehört. Das hat nichts damit zu tun, dass es Weißmehl ist statt Vollkorn, sondern das ist ein psychophysikalisches Design, das dazu führt, dass man das eben gerne mag. Wenn Sie mal Chips gegessen haben, die nicht mit diesen Aromestoffen und vor allem nicht mit diesen Geschmacksverstärkern imprägniert sind, dann isst man soviel bis man satt ist und dann ist es vorbei."


Immer noch der Meinung, die Fressanfälle seien immer rein psychologischer Natur?

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